Badlüfter nachrüsten: Hygrostat, Nachlauf, Schacht, Montage und realistische Kosten

Warum ein Badlüfter und wann ist er sinnvoll

Feuchte Luft und Schimmel sind in deutschen Bädern ohne Fenster ein Dauerproblem. Ein nachgerüsteter Badlüfter senkt die Luftfeuchte schnell, reduziert Gerüche und schützt Fugen, Farbe und Möbel. In innenliegenden Bädern von Mehrfamilienhäusern ist eine mechanische Lüftung in der Regel vorgeschrieben. In fensterbasierten Bädern lohnt sich der Lüfter, wenn Kondenswasser, Geruchsprobleme oder mehrere Personen nacheinander duschen.

Praxiswerte: Für typische Bäder von 4 bis 8 m2 haben sich Volumenströme von 60 m3/h bewährt. Bei kleinen WCs genügt oft 30 bis 40 m3/h. Ein Nachlauf von 10 bis 20 Minuten oder ein Hygrostat mit Schaltpunkt 60 bis 65 Prozent rel. Luftfeuchte sorgt für automatische Entfeuchtung nach dem Duschen.

Wichtig im Mietobjekt: Für Kernbohrungen und Eingriffe in Lüftungsschächte ist immer die Zustimmung des Vermieters und oft der Eigentümergemeinschaft nötig. Bei Schachtanschluss dürfen nur zugelassene Geräte eingebaut werden.

Micro-BOM - Badlüfter Nachrüstung DN100, Außenwand

  • Badlüfter mit Hygrostat und Nachlauf, leise, DN100 - 90 bis 160 EUR
  • Mauerkasten mit Außenhaube oder Lamellen, DN100 - 30 bis 70 EUR
  • Rohr DN100, 0,5 bis 1,0 m, Dichtband, Rückstauklappe - 20 bis 45 EUR
  • Schalldämmring, Entkopplung, Silikon - 10 bis 25 EUR
  • Elektriker Anschluss pauschal - 120 bis 250 EUR
  • Kernbohrung 110 mm durch Außenwand - 200 bis 400 EUR
  • Summe DIY plus Fachleistungen - 470 bis 950 EUR
Modernes Badezimmer mit unauffälligem Wandlüfter in weißer Fliese neben Spiegel
Leiser Badlüfter mit Hygrostat unauffällig in die Wand integriert.

Das richtige System wählen

Bevor Sie kaufen, klären Sie das Lüftungsszenario. Unterschiedliche bauliche Gegebenheiten verlangen unterschiedliche Geräte und Zubehör.

1. Außenwandbad mit direktem Wanddurchbruch

  • Gerät: Axiallüfter mit Hygrostat und Nachlauf, DN100 oder DN125. DN125 ist leiser bei gleicher Luftmenge.
  • Außenhaube: Wetterschutzgitter oder Lamellenhaube mit Rückstauklappe, windfest.
  • Schalldämmung: Gummientkoppler und gedämmter Mauerkasten senken Körperschall und Außenlärm.
  • Steuerung: Hygrostat 60 bis 65 Prozent und Nachlauf 10 bis 15 Minuten sind alltagstauglich.

2. Innenliegendes Bad mit Lüftungsschacht

  • Gerät: Druckstabiler Schachtlüfter oder Einbaugerät mit geringer Einbautiefe, geeignet für Zentral- oder Einzelschacht. Produktkennzeichnung für Schachtbetrieb beachten.
  • Rückschlagklappe: Unbedingt erforderlich, damit keine Gerüche aus Nachbarwohnungen zurückströmen.
  • Brandschutz: Schacht ist meist Teil eines Brandschutzkonzepts. Nur zugelassene Einbauten, keine Querschnittsverengung oder Schachtöffnung verändern. Verwaltung um Freigabe bitten.
  • Steuerung: Nachlauf oder Feuchtesteuerung. Bei Zentrallüftungen oft nur Nachlauf zulässig, Vorgaben der Hausverwaltung einholen.

3. WC ohne Fenster

  • Gerät: Kompakter Axiallüfter DN100 mit Nachlauf 5 bis 10 Minuten.
  • Schall: Zielwert bis 30 dB(A) in 1 m Abstand, damit der Lüfter nachts nicht stört.

Wichtige Auswahlkriterien in der Praxis

  • Luftleistung: 60 m3/h für typische Bäder, 30 bis 40 m3/h für WCs. Größere Räume oder lange Leitungen eher DN125 mit 80 bis 100 m3/h.
  • Lautstärke: Leise Geräte liegen bei 25 bis 30 dB(A) in 3 m. Realistisch im Bad sind 30 bis 35 dB(A). EC-Motoren sind effizienter und leiser.
  • Energieverbrauch: 4 bis 10 W im Betrieb. Nachlauf kostet wenige Cent pro Tag, spart aber Sanierungskosten durch Schimmelschutz.
  • Rückstauklappe und Außenhaube: Schützen vor Zugluft, Insekten und Geruchs-Rückströmung. In windigen Lagen Federklappe oder Magnetklappe nutzen.
  • Schutzart: Mindestens IPX4 in Spritzwasserbereichen. Abstand zu Dusche nach Zonen planen und Herstellerangaben beachten.
  • Reinigung: Frontabdeckung abnehmbar, Flügelrad zugänglich. Filtereinsätze sind praktisch, aber erhöhen Wartungsaufwand.

Planung und Genehmigungen in der Mietwohnung

Vorgehen, das in Deutschland funktioniert und Ärger vermeidet:

  • Szenario klären: Außenwand mit Kernbohrung oder bestehender Schacht in der Wohnung vorhanden.
  • Vermieter schriftlich anfragen: Kurzbeschreibung, Grundriss-Ausschnitt, Foto vom geplanten Installationsort, Datenblatt des Lüfters.
  • WEG-Zustimmung einholen: Bei Veränderungen an Fassade oder Schacht. Beschluss meist in Eigentümerversammlung.
  • Schachtbetrieb: Hausverwaltung fragen, ob der Schacht ein Zentralsystem ist. Dann nur freigegebene Geräte verwenden.
  • Elektrik: Anschluss durch Elektrofachbetrieb nach VDE. Optionen: mit Lichtschalter gekoppelt, separate Dauerphase für Hygrostat, oder Funkschalter.
  • Schall: Nachbarn informieren bei Kernbohrung. Bohrzeit 1 bis 2 Stunden, staubarm mit Nassbohrung.

Montage Schritt für Schritt

A. Außenwand mit Kernbohrung

  1. Position festlegen: Oberkante 1,8 bis 2,1 m, nicht direkt in der Dusche. Leitungsweg und Fliesenfugen beachten.
  2. Leitungsführung planen: Kürzester Weg zum Sicherungskasten oder vorhandener Abzweig. Elektriker für Anschluss einplanen.
  3. Kernbohrung 110 bis 130 mm: Von Fachfirma ausführen lassen, leichtes Gefälle nach außen 1 bis 2 Grad für Kondensatabfluss.
  4. Mauerkasten einsetzen: Rohr auf Länge schneiden, Dichtband und Montagekleber verwenden. Außenhaube montieren.
  5. Schalldämmring und Lüftergehäuse montieren: Körperschall mit Gummipuffern entkoppeln. Keine starre Verbindung zu Fliesenfugen.
  6. Elektrischer Anschluss: Nachlauf und Hygrostat nach Anleitung. Typisch L, N, geschaltete Phase. Testlauf durchführen.
  7. Fugen abdichten: Innen Silikon sparsam einsetzen, außen wetterfeste Dichtlippen nutzen.

B. Innenliegendes Bad mit Schacht

  1. Schachtöffnung prüfen: Maße, Zustand der Rückschlagklappe, Luftzug. Nichts ausbrechen oder vergrößern.
  2. Gerät wählen: Schachtgeeigneter Lüfter mit geringer Einbautiefe, passende Rückschlagklappe. Datenblatt Hausverwaltung vorlegen.
  3. Montageplatte setzen: Dübel in Mauerwerk oder stabilem Putz, nicht in bröseligem Material. Ggf. chemische Dübel verwenden.
  4. Dichtung: Spalt zum Schacht luftdicht schließen, aber Revisionszugang erhalten. Kein Schaum in den Schacht drücken.
  5. Elektrischer Anschluss: Über Lichtschalter plus Nachlauf oder separate Dauerphase. Fachbetrieb beauftragen.
  6. Funktionstest: Rückströmung prüfen, Klappe leichtgängig, kein Pfeifen. Hygrostat testen mit feuchtem Tuch oder nach dem Duschen.

C. Leise und vibrationsarm installieren

  • Entkopplung: Gummipuffer, weiche Dichtbänder zwischen Gerät und Wand.
  • Dimensionierung: Wenn möglich DN125 nutzen. Größere Querschnitte sind leiser bei gleicher Luftmenge.
  • Gerade Strecken: Möglichst ohne enge Bögen. Jeder 90-Grad-Bogen erhöht den Strömungswiderstand und die Lautstärke.

Betrieb, Einstellung und Wartung

  • Hygrostat: Start bei 60 bis 65 Prozent rel. Feuchte, Stop bei 55 bis 60 Prozent. Danach Nachlauf 5 bis 10 Minuten.
  • Nachtbetrieb: Einige Geräte haben Verzögerung oder reduzierte Drehzahl. Sonst Nachlauf auf 10 Minuten begrenzen.
  • Reinigung: Alle 3 bis 6 Monate Frontkappe abnehmen, Rad und Gitter mit mildem Reiniger säubern, Klappe gängig halten.
  • Gerüche aus dem Schacht: Rückschlagklappe prüfen, Dichtungen erneuern. Wenn Zentrallüftung, Verwaltung kontaktieren.
  • Kontrolle: Nach dem Duschen sollte der Spiegel in 10 bis 15 Minuten weitgehend beschlagenfrei sein. Sonst Volumenstrom anpassen oder Filter prüfen.

Realistische Kosten und Budgetbeispiele

Die Kosten hängen stark vom Szenario ab. Ein Überblick für 2025 in Deutschland:

Außenwandbad mit Kernbohrung

  • Badlüfter mit Hygrostat, DN100 bis DN125 - 90 bis 180 EUR
  • Mauerkasten, Außenhaube, Rückstauklappe - 50 bis 120 EUR
  • Dämmringe, Dichtmaterial, Kleinmaterial - 20 bis 40 EUR
  • Kernbohrung inkl. Anfahrt - 200 bis 400 EUR
  • Elektriker Anschluss - 120 bis 250 EUR
  • Gesamt - 480 bis 990 EUR

Innenliegendes Bad am Schacht

  • Schachtgeeigneter Lüfter - 100 bis 200 EUR
  • Rückschlagklappe, Dichtmaterial - 20 bis 50 EUR
  • Elektriker Anschluss - 120 bis 250 EUR
  • Gesamt - 240 bis 500 EUR

Tipps zum Sparen ohne Qualitätseinbußen

  • DN125 wählen, wenn Platz: Mehr Luft bei weniger Lärm, oft gleicher Preis.
  • Gerät mit integriertem Hygrostat und Nachlauf spart Zusatzkomponenten.
  • Kernbohrung als Sammelauftrag im Haus organisieren, um Anfahrtskosten zu teilen.
Montiertes Außenhaubengitter eines Badlüfters an heller Putzfassade
Außenhaube und Rückstauklappe sorgen für Zugluftschutz und Langlebigkeit.

Podsumowanie

  • System klären: Außenwand mit Mauerkasten oder Schacht mit zugelassenem Gerät.
  • Luftleistung 60 m3/h im Bad anpeilen, leises Gerät mit EC-Motor bevorzugen.
  • Hygrostat 60 bis 65 Prozent und Nachlauf 10 bis 15 Minuten einstellen.
  • Rückstauklappe und Entkopplung gegen Zugluft und Lärm einplanen.
  • Genehmigungen im Mietobjekt vorab einholen, Elektrik vom Fachbetrieb.
  • Alle 3 bis 6 Monate reinigen, Einstellungen bei Bedarf nachjustieren.

FAQ

Brauche ich in der Mietwohnung eine Genehmigung für den Badlüfter?

Ja, für Kernbohrungen und Eingriffe in Lüftungsschächte ist die Zustimmung des Vermieters erforderlich. Bei Schachtlüftungen oft zusätzlich die Freigabe der Hausverwaltung bzw. WEG.

Wie laut ist ein leiser Badlüfter wirklich?

Gute Geräte liegen bei 25 bis 30 dB(A) in 3 m. In der Praxis im Bad sind 30 bis 35 dB(A) normal. DN125 und Entkopplung reduzieren Geräusche spürbar.

Hygrostat oder Nachlauf - was ist besser?

Im Alltag ist die Kombination ideal: Hygrostat startet bei 60 bis 65 Prozent, Nachlauf hält die Entfeuchtung stabil. In WCs ohne Dusche reicht oft nur Nachlauf.

Was tun gegen Gerüche aus dem Schacht?

Rückschlagklappe auf Dichtheit prüfen, Dichtungen erneuern und Spalte abdichten. Bei Zentrallüftung Verwaltung informieren, da die Ursache im Gesamtsystem liegen kann.